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Fritz Schwind


Erinnerungen an Günther Beitzke

Wir kennen uns seit 62 Jahren, genauer seit dem Frühjahr 1939. Ich war sein mittelbarer Nachfolger als Fakultätsassistent an derjuridischen Fakultät der Universität Gießen/Lahn und kam dort am 9. Januar an. Beitzke hatte damals schon eine Vertretung in Leipzig. Wohl etwa im Mai dieses Jahres war dort der "Rechtswahrertag" (so etwas gab es damals!) und ich konnte mein Quartier bei ihm beziehen.
      In Gießen war er unvergessen. Der damalige dortige Prorektor Rolf Dietz hob den Unterschied zwischen Beitzke und mir in einer für Günther schmeichelhaften Weise mit folgendem Satz hervor: "Herr Beitzke hat mich besucht, Herr von Schwind besucht meine Frau." Beide leben leider schon lange nicht mehr.
 
Während des Krieges hatten wir natürlich keinen Kontakt. Dieser begann erst wieder mit den von Dietz organisierten Zivilrechtslehrer Tagungen, die Beitzke im Gegensatz zu mir immer sehr ernst nahm. Später waren es die Tagungen des "Deutschen Rates für Internationales Privatrecht", die ich als Gast besuchen durfte. Damals habe ich nicht zuletzt von Beitzke viel für meinen (österreichischen) IRR Gesetzentwurf gelernt. Später waren wir öfter gemeinsam in der Haager Konferenz für Internationales Privatrecht, die damals einen sehr hohen Rang hatte und wo man die Spitzen dieser Wissenschaft aus aller Welt traf. Der gewaltige Aufwand an Wissenschaft stand oft nicht in einem richtigen Verhältnis zu den erzielten Ergebnissen.
      In der Diskussion vertrat Beitzke den ihm von seiner Regierung vorgegebenen Standpunkt heldenhaft. Er erinnerte mich damals oft an einen lnfantrieoffizier der mit gezogenem Säbel aus dem Schützengraben springt direkt in das feindliche MG Feuer. Wenn schon lange abzusehen war, daß wir (Ich war meist wenn auch nicht immer seiner Meinung) bei der Abstimmung in der Minderheit bleiben würden, meldete er sich stürmisch zu Wort, um in seinem makellosen Französisch einen Standpunkt zu vertreten, der von der anglo- und frankofonen Front nicht geteilt wurde. Auch die ratifizierten Abkommen hatten vielfach nicht den Widerhall, den der wissenschaftliche Aufwand verdient hätte.
 
Später hatte ich dann die Freude, daß Günther korrespondierendes Mitglied der Österreichische Akademie der Wissenschaften wurde und im Gegensatz zu vielen anderen von dieser Mitgliedschaft auch durch häufige Anwesenheit bei den Veranstaltungen Gebrauch machte und in die Diskussion eingriff. Daß seine Verbundenheit mit Österreich, die schon durch die Beibehaltung der Staatsbürgerschaft immer zum Ausdruck kam, nun durch die Verleihung des Ehrendoktorates unserer Fakultät zusammen mit seinen vielen wissenschaftlichen Verdiensten gewürdigt wird, ist mir eine besondere Freude.
 
Fritz Schwind


Diese Zeilen hat Herr Em.Univ.-Prof. Dr. h.c. mult. Dr. Fritz Schwind auf unsere Bitte geschrieben.
Er lebt heute in Wien.

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eMail © Fritz Schwind · Seite erstellt am: 10.4.2000, letzte Änderung 14:44 16.2.2003, Sonntag