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Erinnerungen von Gerhard Kegel
Günther Beitzke
Schon als ich Referendar und Assessor war, kannte ich Günther Beitzke aus seinen Schriften. Dann kam ich im unwirtlichen Frühjahr 1941 nach Ragnit an der Grenze zum Memelland und wurde einquartiert im Hause eines Anwalts, den Günther Beitzkes Schwester geheiratet hatte. Seiner selbst wurde ich ansichtig erst 1953 auf einer Tagung in Göttingen. Damals fiel er mir vor allen anderen auf durch sein markantes, fast spartanisches, geistig durchgearbeitetes Gesicht.
Vorfahren des großen Juristen findet man schon im mittelalterlichen Templin. Uckermärkische nüchterne Klarheit hat sich vielleicht bis heute vererbt. Hinzu treten Fleiß und Sorgfalt im Detail. Solche Eigenschaften ermöglichen bedeutende Leistungen.
Günther Beitzke hat das sich rasch wandelnde Recht der Familie, die sich teils auflöst, teils vom Gesetzgeber verfestigt wird, in einem Lehrbuch dargestellt, das mit über 20 Auflagen in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts an der Spitze gestanden hat.
Auch das nationale und internationale Arbeitsrecht hat er wissenschaftlich und durch zeitraubende Tätigkeit bei der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) in Genf vorangebracht. Ein drittes Lieblingsfach ist das internationale Privatrecht; dem Sachverständigenrat für dies Gebiet hat er seit dessen Gründung in den 50er Jahren angehört. Auch hier besticht er durch Sachkunde und rechtspolitisches Urteil, zudem durch perfekte Beherrschung des Französischen.
Sehr alt wird niemand ohne Leiden. Seine warmherzige Frau mußte Beitzke vor der Zeit hingeben. Nicht selten klagte er über gesundheitliche Beschwerden.
Andererseits hat er vernünftig gelebt, spielte im Sommer Tennis, lief im Winter Ski und reist noch immer gern.
Er ist verläßlich, hilfsbereit und nobel, ein Vorbild, so daß man - sit venia ludo - mit Christian Morgenstern sagen kann:
O Mensch, du wirst nie nebenbei
des Beitzkes Flug erreichen.
Wofern du Günther heißest, sei
zufrieden, ihm zu gleichen.
Gerhard Kegel
Diese Zeilen hat Herr Prof. Dr. Gerhard Kegel auf unsere Bitte für ihn geschrieben. Er lebt heute in der Eifel.
U.a. Autor des Buches 'Humor und Rumor'.
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